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Über Ethnopsychoanalyse

 
 

 

 
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2013 06 09 - Ursula Torka - Sri Lanka

Mit den Mitteln der Deutungswerkstatt analysierte die ethnopsychoanalytische Gruppe am 9.6.13 ein Interview (männl. - 53 Jahre - Dolmetscher in einem Ayurveda-Resort). Einige Ergebnisse:

Sri Lanka ist ein Vielvölkerstaat. Die Bevölkerung überlebte die Besetzung der Portugiesen, Holländer und Engländer. Obwohl das Volk der Vedda (erste Besiedlung) ausstirbt, blieben viele Traditionen, Mythen, Religion erhalten. Krisen, verbunden mit Unterdrückung und Gewalt, sind ein Bestandteil dieses Landes - die Bewohner leben zwischen Himmel und Hölle.

Der Himmel ist verborgen in der Fauna des Landes - in der Farbenpracht der Blüten - im Dschungelartigen - durch das ab und zu eine Kobra kriecht - Affen turnen in der Nacht über die Dächer. Der Verkehr ist anarchisch geordnet - Fußgänger sind in Lebensgefahr - ob die Jagd zur Lebenseinstellung der Bevölkerung gehört? Der Humor kann im 30jährigen Krieg nicht mehr erhalten bleiben. Beide Seiten - Singhalesen und Tamilen überboten sich an Grausamkeiten - Einsatz von Kindern als Soldaten, Vergewaltigungen, Massenhinrichtungen - die Vernichtung der Tamilen war für die Regierung die Lösung dieses Konflikts, der sich über Jahrhunderte hinzieht und von den Engländern instrumentalisiert wurde. Auch die oberste buddhistische Gemeinschaft spielt hierbei keine glanzvolle Rolle: sie setzte sich für eine gewaltsame Lösung ein. Die hinduistische und buddhistische Religion enthält das Dogma der Wiedergeburt - als Mensch, Tier, Dämon, (Halb-)gott. Ist dadurch das Mittel der Gewalt zu erklären? - ist der Glaube für die Bevölkerung Trost? Reicht unser europäisches Vokabular für Erklärungen aus? Der Mythos besagt, dass die Bevölkerung vom Löwen abstammt - ein starkes Volk. Der Löwe wurde besiegt, als er zornig auf die Angreifer wurde. Kann damit die geringe Konfliktbereitschaft in Sri Lanka erklärt werden? Der Singhalese verliert bei Auseinandersetzungen das Gesicht, deshalb werden diese vermieden. Touristen werden teilweise als neue Besatzungsmacht gesehen. Der Tourist - der westliche Einfluß - zerstört die Tradition. Materielle Werte stehen hoch im Kurs, man konsumiert - die Tradition mit der Familie vor dem Tempel zu meditieren (mehrmals wöchentlich) tritt in den Hintergrund. Durch Projektion - der Feind ist außen - gelang es der Bevölkerung ihre Tradition - ihre Lebensform zu bewahren. Werden sie auch die Touristen - auch uns - überleben?

Literatur:

Neukäfer,R. (2013) Unterwegs in Sri Lanka, Schweinfurt.

Schiller,B. (2011) Lesereihe Sri Lanka Am Teich der roten Lotusblüten, Wien.

Schleberger,E. (1985) hrsg. u. übert. Märchen aus Sri Lanka, Köln.

Schmidt,E. (2011) LIEBE UND TOD IN COLOMBO, Oldenburg.

Ursula Torka, Krummacherstr.84, 42115 Wuppertal